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Aus dem Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, erste Anlaufstelle eines jeden Germanisten für den groben Überblick seiner Literaturinterpretation.

„Weit verbreitet ist die Ansicht, dass Spiegel getrübt und sogar durchlöchert werden können, wenn menstruierende Frauen hineinstarren. […] Der Grund dieser seltsamen Anschauung ist, dass man die Menstruation als eine Absonderung schlechter und verdorbener Körpersäfte ansah. Diese Körpersäfte sollten das Blut dick und schwars machen und eine Art Blutdunst erzeugen, der wegen seiner Leichtigkeit nach oben zu den höchsten Körperstellen steigt und aus den Augen wie aus Glasfenstern als Lebensgeist, Dunst oder Emanation ausströmt. Trifft nun ein solcher Blutdunst die Oberfläche eines Spiegels, so verdichtet er sich auf ihm, frisst ihn an und zerstört ihn.“

Probier ich demnächst aus.

Augenblick, verweile doch!

Seit etwa einem Jahr gibt es einen französischen Bäcker in meiner Straße der Stadt. Eben war ich da und kaufte mir ein Brötchen, es gibt nur eine Sorte Brötchen bei ihm. Jetzt sitze ich hier und esse es mit kalter Butter. Und ich wollte jemandem davon berichten, wie unfassbar lecker dieses Brötchen gerade (und immer) ist und wie unglaublich gerne ich hätte, dass dieser Geschmack von kalter Butter und französischem Backwerk nie wieder aus meinem Mund verschwinden würde. Aber ich finde keine Worte. Also wirklich nicht. Ich bin einfach nicht in der Lage dazu, anderen Menschen zu erklären, WIE lecker dieses Brötchen genau ist. Und warum. Und so geht mir das jedes Mal, wenn ich Brötchen vom französischen Bäcker esse.

Das Einzige, das ich sagen könnte, wäre etwas in der Art wie „Augenblick, verweile doch!“. Nur, dass das ja kein richtiger Augenblick ist, eher ein Geschmacksmoment. Also, bitte, lieber Jemand, erfinde doch ein Sprichwort für die Situation, wenn man möchte, dass das leckere Essen für immer und ewig auf den Geschmacksnerven bleiben soll!

Hittat den!

Ich glaube, ich habe heute etwas Gutes geschrieben. Doch leider liegt das Copyright bei Herrn Prof. Dr. Dr. h.c., sodass ich es noch nicht für den öffentlichen Gebrauch freigeben darf. Also Copyright natürlich nicht, aber wenn Herr Prof. Dr. Dr. h.c. einen Satz probeweise, mit Verdacht auf Plagiat googlet, wird er zu meinem Blog gelangen. Und dann hat er zwei Möglichkeiten: 1. Er klagt mich an und sagt, ich hätte von hier abgeschrieben. 2. Er durchstöbert meinen gesamten Blog, findet ihn literarisch verachtenswert und lässt mich durchfallen.

Beides wollen wir verhindern, nicht wahr? Gut. Dann belasse ich es einfach dabei, dass das, was ich heute geschrieben habe, ganz in Ordnung ist und ich mit diesem Kopfmuskelkater nachhause gegangen bin, den ich nach langen Texten kriege. Das ist gut.

Update: Herr Prof. Dr. Dr. hc fand das „sehr schön“ und gab mir eine Stunde nachdem ich den Text abgeschickt hatte eine 1,3.

Über die Uninspiration

Es ist grausam. Seit Wochen und Monaten schon befinde ich mich in der inspirationslosesten Lage meines Lebens. Nichts kommt mir über die Finger, nicht mal ein einziger, schöner Satz hätte in den letzten Wochen die Gnade gehabt, mich mit seiner Anwesenheit in meinem Gehirn zu erfreuen. Ich schiebe es auf den Menschen, der die Universität und ihr System an sich erfunden hat. Da studiere ich schon das Brotloseste und doch Kreativste, das ich mir vorstellen konnte, und trotzdem ist es gerade die Uni, die mir allen Schreibdrang raubt. Weil sie mich stets auf den Boden der wissenschaftlichen Tatsachen zurückholt und mir ständig vorhält, wie kümmerlich Wortblüten und wie sinnlos Schachtelsätze sind. Für ihren Diskurs hat sie Recht. Aber sie soll aufhören, mit dieser Einstellung auch in meinen Privatschreibereien rumzufuschen.
Denn da wäre so vieles gewesen, über das ich gerne geschrieben hätte. Es ist ja doch so, dass bei Zeiten die Inspiration auftaucht, aber nunmal seit Wochen schon zu den absolut ungeeignetesten Zeitpunkten überhaupt. Da saß ich zum Beispiel letztens nach einem Besuch bei Tante und Großeltern im Auto meiner Eltern und hätte mich sofort und dringend über meine Opa und seine ihm ständig drohende Gefahr, wieder fluchtartig das Land verlassen zu müssen, ausgelassen. Aber da saß ich und es waren weder Stift, Papier, noch Laptop in Reichweite. Oder ein anderes Mal, als ich mich gerne über die Wissenschaft und ihren Elfenbeinturm empört hätte. Über Literatur und warum meine Uni davon ausgeht, dass nicht jeder alles lesen kann. Und warum mich das nervt und aufregt und wieviel Zeit ich da rein investieren könnte, den Menschen endlich zu verstehen zu geben, dass man weder evangelisches Gesangbuch, Shakespear noch Bibel gelesen haben muss, um den Kanon zu verstehen. Und sowieso: Schon lange möchte ich über die Arroganz der Literaturmenschen schreiben. Die Rollkragenträger und Cordsakkoliebhaber, denen vom bloßen Anblick eines Reclamhefte das Wasser im Munde zusammenläuft und die Loriot selbst nicht besser karrikieren könnte, wie sie sich zu Literaturgesellschaften zusammenpferchen und exklusive Lesetreffen veranstalten.
Weiterhin habe ich immer wieder vor, über Komplimente von alten Damen und ihren Stellenwert in meinem Leben zu faseln.

Ja. Das und noch viel mehr spukt mir also im Kopf herum und kommt nicht raus. Hoffen wir auf inspiriertere Zeiten.

Moments in a life

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Als ein alter Mann in der Uni über Grammatik sprach und die Dozentinnen uns vorher dazu aufforderten, mit feinster Unterwäsche Richtung Podium durch die Aula zu werfen. Wer errät den Gast?Image
Als ich als erste in der Bib war und die Aufseher beim Bild am Sonntag-Lesen erwischte. Wer errät die Uhrzeit?Image
Als ich Glam-Bloggerin spielen wollte und mir leider das Instagram dazu fehlte. Wer errät das Frühstück?Image
Als ich zu Besuch bei einer Freundin war und den einzigen Sympathiepunkt ihres Wohnortes fotografierte. Wer errät die Stadt?Image
Als ich bei Oma und Opa war und zufällig DAS Glas unserer Kindheit fand. Wie wir uns darum stritten, wer daraus trinken durfte. Oder vielleicht ist das nur meine verfälschte Erinnerung, da ich großen Wert darauf lag, meinen Apfelsaft aus diesem Glas zu mir nehmen zu dürfen. Hier gibt es kein Rätsel.
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Und zum Schluss: Die Erleichterung.