Facebook ist eine interessante Welt. Nich nur, wenn ich gerade besseres zu tun habe (nehmen wir an, ich hätte gerade vier Hausarbeiten zu schreiben). Nein, auch so. Da tummelt sich alles. Von Kindergartenfreundinnen bis WG-Nachbarn über Partybekanntschaften und Bib-Sitznachbarn. Alles, was Gott je erschuf, findet sich bei Facebook. Außer diese Menschen, die ihre Jugend noch ohne soziale Netzwerke organisiert kriegen mussten.
Und jeder kann nach seiner Facon alles posten, wozu er oder sie lustig ist. Alles, in jeder Weise und in jedem Schreibstil und in einem Maße an Relevanz, wie es einem jeden beliebt. Das ist faszinierend. Normalerweise würde ich zum Beispiel nie wieder die Gedanken meiner Kinderfreundin hören. Nie wieder. Und dann kommt Facebook und meine natürliche Sensationsgeilheit wird jeden Tag aufs neue befriedigt. Denn fast jeder hat irgendwann einmal das große Bedürfnis, seine Gedanken in Facebook-Posts zu verwandeln und seine 854 Freunde damit zu konfrontieren, was, zum Beispiel, in dem Kopf einer Erasmus-Studentin abgeht. Manchmal nicht sehr viel, aber das ist ein anderes Thema.
So kommen dann diese wunderbaren Posts, über die ich gerne forschen würde. Menschenforscher müsste man sein, pflegt eine weise Frau namens C öfter zu sagen. Ja, Menschenforscher mit Facebook-Spezialisierung wäre ich dann gerne. Hier also meine erste Studie, ich nenne sie „Über das Statusmeldungsverhalten junger digital natives in Zeiten innere und äußerer poltischer Unruhen – eine Typisierung“.
Die Pragmatisch-sehnsüchtige: „so jetzt erstmal zum pferd… dann duschen und daaaaannn… weggehen mit den BESTEN….. LIEB EUCH“ Diese Statusmeldung zeichnet sich dadurch aus, dass zunächst nur Fakten genannt werden. Was mache ich gleich? Was mache ich danach? Und was mache ich danach? Gesalzen mit einer Prise „nur meine Freund sind die besten und das sage ich ihnen per Facebook fünf mal am Tag, aber auch NUR über Facebbok“. und alles wird auf biegen und brechen kleingeschrieben und ein satz endet nicht nur mit einem punkt…
Der Youtube-Tipser: „Grade cooles Video entdeckt. Homer über alles! [es folgt ein Video aus den besten Homer Simpsons-Zitaten]“ . Ein lustiger, netter Junge, der sich auf Youtube bestens auskennt. Diese Art Statusmeldung kommt etwa alle zwei Tage. Man will es ja nicht übertreiben. Aber trotzdem muss man den Freunden irgendwie mitteilen, dass man weiß, was grade geht. So videomäßig. Im Vergleich zum ersten typ nervt diese Meldung nicht, man freut sic sogar manchmal über ein lustiges Video.
Der/die „immer-wieder-aufs-neue-etwas-Feststeller“: „Vergesse immer wieder, dass Brillenkauf ziemlich teuer ist.“ Dieser Typ ist jedes Mal latent uninteressant und rafft es nicht. Er stellt nämlich jeden Tag etwas fest. Heute Brillenkauf, morgen Spargelsuppe. Immer und überall gibt es etwas neues festzustellen. Andere müssen wissen, dass man das auch sicher feststellt. Irgendwo ist nämlcih immer etwas faul und das gehört verbreitet.
Die/der Geheimnisvolle: „Morgen wird ein schöner Tag ♥“ Dieser Staz würde mich überhaupt nicht interessieren, wenn da nicht dieses SCHEIß Reinkopierherz wäre. Ja, jetzt muss ich natürlich rausfinden, mit wem der/die gerade anbandelt. Und dass dieser Jemand ungefähr alle zwei Stunden einen geheimnisvollen Satz mit Herzchen postet, macht es nicht besser.
Die Poetische: „Where knowledge took my hand.“ Ein Zitat aus einem mehr oder weniger bekannten Lied, aber nicht der Refrain. OH MEIN GOTT! Nicht der Refrain. Das wäre zu mainstream. Schön gepflegt postet man etwa alle 10 Tage eine Passage aus einem guten Lied. Vielleicht ein altes von Janis Joplin. Vielleicht etwas von einem Newcomer. Aber niemals, um Gottes Willen, niemals etwas aus den Charts.
Die/der DUME: „WENN DIR DAS LEBEN ZITRONE BIETET; FRAG NACH SALZ ND TEQUILA 😀 😀 😀 :))))))“ Der/die DUME denkt, der SPruch ist neu. Er/sie denkt auch, dass der Spruch lustig ist. Und individuelle. Und dass der ab jetzt sein/ihr Lebensmotto ist. Und das Lebensmotto könnte sich nächste Woche in „DER FRÜHE VOGEL KANN MICH MAL 😀 😀 :)))) 😀 ;)“ ändern. Man weiß da nie. Abstand halten empfiehlt sich.
Der Uppdater: „Hans Bernd Müller ist gerade hier: Ristorante da Giovanni“ Hans Bernd hat jetzt auch ein iPhone. Hans Bernd ist nicht gerade kreativ. Hans Bernd ist gerade beim Italiener. Und Hans Bernd ist langweilig. Kombiniere diese Eigentschaften und schon hast du Hans Bernds letzten, vorletzten und nächsten Post.
Der/die möchtegern Politische: „Alter Schwede! Wie kann man als Minister so einen scheiß verzapfen und dann vom ganzen Volk ernstgenommen werden? Ohne Worte :/“ Er/sie erwartet nun hunderte KOmmentare auf seinen Post. Und dann soll eine Riesendiskussion entfachen. Die Menschen sollen sich ihre Meinungen um die Ohren hauen und am Ende, ja am Ende hat trotzdem er/sie recht.
Herrje, ich könnte ewig weitermachen. Aber jetzt ist mal gut. Nächstes mal dann. Da wären noch „Der Musiker“, „Der Work and Traveler“, „Das schöne Mädchen“ und viele mehr.